Die Zukunftsstudie der ZF Friedrichshafen AG befasst sich mit dem Thema „Logistik auf der letzten Meile“. Dabei werden Erwartungen der Endkunden, gesetzliche und räumliche Rahmenbedingungen sowie technische Trends und deren Auswirkungen untersucht. Auch 3D-Druck wird als zukünftiger Teil der Lieferkette zum Endkunden und der letzten Meile betrachtet. Einige Thesen erscheinen mir allerdings recht abenteuerlich, selbst wenn eines Tages jeder Haushalt einen 3D-Drucker hätte. So wird z.B. spekuliert, dass man ja dann statt der Lieferung des eigentlichen Produktes immer noch die Logistik für die verschiedenen 3D-Druck-Materialien zu übernehmen hätte. Im Folgenden wird das dann wieder relativiert, dass man doch die Bequemlichkeit des Endkunden arg unterschätzen könnte. Aussagen über die Zukunft in dieser Form sind natürlich einfach – es könnte so sein oder auch anders kommen. Gänzlich in die falsche Richtung geht meiner Ansicht nach die Hoffnung, die Geschwindigkeit der letzten Meile der Lieferkette mithilfe des 3D-Drucks zu erhöhen. Bis der Endkunde sich sein 12-teiliges Kaffeeservice als Datensatz gekauft und zuhause mal eben schnell gedruckt hätte, wäre die Lieferung per Drohne aus dem nächstgelegenen Logistikcenter schon längst passiert. Und die Frage der Produktgarantie wäre auch klarer abgegrenzt, zudem behielte der Endkunde den Vorteil des Rückgaberechts. Zudem dürften kleinteilige Materiallieferungen an Endkunden auch in der Zukunft die meisten denkbaren Vorteile des 3D-Drucks zu Hause schon wirtschaftlich völlig uninteressant machen.
Auch dem Handel die Hoffnung zu offerieren, dass 3D-Druck ein Erlebnis für die Kunden sein könnte, weswegen die Kunden sich extra in die Innenstädte bewegen würden, um die Produktion ihres individuellen Produktes zu erleben, erscheint mir zweifelhaft. Selbst bei Vervielfachung der 3D-Druckgeschwindigkeit hat das Zusehen beim Produktionsprozess bei aller Faszination für Technik doch ehrlich gesagt eher den Charme des „Farbe beim Trocknen zusehen“.
Viel wahrscheinlicher sieht aus meiner heutigen Sicht die Zukunft eher so aus, dass in den Logistikzentren industrielle 3D-Drucker ganz bestimmte Lücken der Logistik füllen und dort ihre Chance finden. Diese Lücke könnte durchaus Zeit bzw. Geschwindigkeit im Gesamtsystem sein, es könnte der Ersatzteilmarkt mit nicht mehr serienproduzierten Teilen sein. Zu dieser Lücke gehören aber auch die Übernahme von Verantwortung: Verantwortung kommerzieller und juristischer Art für Produktqualität, Produkthaftung, Produktzertifizierung, Lizenzabrechnungen, Datensicherheit und Datenschutz, usw. – zusammengefasst reproduzierbare Produkt – und Servicequalität im 3D-Druck.
Es gibt meines Erachtens ein Optimum, das es zu treffen gilt: Die Schnittmenge von Technologie und ihren Möglichkeiten mit dem Kundennutzen sowie den rechtlichen und kommerziellen Rahmenbedingungen.
Hier finden Sie die komplette Zukunftsstudie 2016 der ZF AG , auf Seite 36 geht es um 3D-Druck.