Umdenken bei Ausbildung erforderlich

In Ausbildung, Connected Prototyping, Kegelmann Technik GmbH — 12. August 2016

Zum heutigen Internationalen Tag der Jugend haben wir uns mit einem Thema beschäftigt, das uns sehr am Herzen liegt:

Schwindendes Interesse an Ausbildung

2016 soll ein neuer Produktionsrekord in der deutschen Maschinen- und Anlagentechnik erreicht werden. So zumindest die Aussage des Fachverbands Präzisionswerkzeuge im VDMA. Und trotz des Umstiegs auf eine automatisierte Produktion würden auch die Mitarbeiterzahlen in den Unternehmen steigen, insbesondere in von der Automobilbranche abhängigen. Allerdings zeigt sich hier auch eine Schattenseite. Wie VDMA-Geschäftsführer Markus Heseding im Handelsblatt sagt, werde es zunehmend schwieriger, ausreichend junge Menschen auszubilden, um entsprechend der Produktion weiter wachsen zu können. Der Fachkräftemangel ist in der gesamten Branche präsent. Zwar steigt durch die Digitalisierung der Fertigung der Bedarf an Elektrotechnikern, Mechatronikern und IT-lern stetig. Gedeckt werden kann er allerdings nicht.

Auch wir bei Kegelmann Technik bekommen den Mangel zu spüren. Seit 1998 haben wir 40 Azubis ausgebildet, fünf davon mit Auszeichung. Auch momentan lernen acht junge Leute bei uns. Doch für dieses Jahr sehen die Zahlen schlechter aus. Sowohl die Anzahl als auch die Qualifikation der sich Bewerbenden hat abgenommen. Sollte sich  zeigen, dass sich immer weniger Jugendliche für eine Ausbildung entscheiden, wird auch Kegelmann Technik Folgen wie Überalterung zu spüren bekommen.

Ausbildung bei Kegelmann Technik

Die Suche nach einer Erklärung

Grund für das abnehmende Interesse an Ausbildungsplätzen scheint nach Betrachtung der Sinus-Studie des vergangenen Jahres die starke Unsicherheit, die die Jugendlichen immer häufiger prägt. Die Schulen bereiten nicht auf das spätere Arbeitsleben vor, sondern lassen die Schüler oftmals ratlos zurück. Dabei ist das Sicherheitsbedürfnis der 14- bis 17-jährigen immens hoch. Verstärkt wird angesprochen, dass eine gute Ausbildung und ein guter Job die Weichen für ein annähernd sorgenfreies Leben stellen könnten. Doch gleichzeitig haben die jungen Leute große Angst davor, zu versagen und keinen Plan B zu haben. In Verbindung mit dem Unwissen, welchen Job man überhaupt ergreifen möchte, zögern die Jugendlichen ihre Bewerbung immer weiter hinaus. Bevor sie sich gezielt für eine Ausbildung entscheiden, gehen sie erst mal ins Ausland oder fangen ein vermeintlich sicheres Studium an. 40% brechen wieder ab und stehen dann erneut am Anfang ihrer Suche. Anstatt mündige Schüler und Entscheider zu formen, werden die jungen Menschen alleine gelassen.

Eine Lösungsmöglichkeit

Kegelmann Technik hat sich daher dazu entschlossen, verstärkt die Bindung zu Schulen zu suchen. So denken wir beispielsweise darüber nach, gezielt Schulen einen Tag zu besuchen und uns dort vorzustellen. Schüler erhalten dadurch die Möglichkeit, Fragen zu stellen und das Thema Ausbildung besser kennen zu lernen. Nur so kann Unsicherheit überwunden werden. Als Unternehmen, das gleichzeitig konventionelle und moderne Technologien unter einem Dach vereint, können wir jungen Menschen den Spagat zwischen klassischer Ausbildung und innovativer Weiterbildung ermöglichen. Die Jugendlichen werden so optimal auf ihr späteres Arbeitsleben vorbereitet. Sie werden zu perfekten Bindegliedern zwischen konventioneller Fertigung und den Anforderungen von Industrie 4.0. Neben der Option dualer Studiengänge kann eine solche Kombination der deutschen Wirtschaft und auch uns ermöglichen, mit der Entwicklung Schritt zu halten und sicher zu stellen, dass wir auch in Zukunft jungen Menschen eine Perspektive bieten können. Weg von der reinen Theoretisierung der Materie hin zu einer praxisnahen Anwendung des Lernstoffes ist unser Ziel.

Sowohl die Schulen als auch wir als Ausbildungsstätte sind in der Pflicht, jungen Menschen eine Orientierung zu geben, ohne ihnen Scheuklappen aufzusetzen. Denn um mit der Entwicklung in Industrie und Techik mithalten zu können müssen wir Augen und Ohren offen halten, nach links und rechts schauen. Sonst kann ganz schnell aus deutscher Wertarbeit eine leere Worthülse werden.